Vom Eingangstor zum Stammlager des ehemaligen deutschen Konzentrationslagers Auschwitz ist der metallene Schriftzug "Arbeit macht frei" gestohlen worden. Die Museumswächter hätten den Diebstahl bemerkt und die Polizei informiert, bestätigte ein Sprecher der Gedenkstätte Berichte der polnischen Medien über den Diebstahl.

Von den Tätern fehle jede Spur. Es wird spekuliert, die Diebe hätten den Träger mit den Buchstaben möglicherweise auf Bestellung abmontiert. Nach ersten Ermittlungen stahlen mindestens drei Diebe das Symbol am frühen Morgen. Die Täter seien gut vorbereitet gewesen und hätten gewusst, wie man auf das Gelände gelangen und das Symbol abnehmen könne, sagte der Sprecher der Gedenkstätte Jaroslaw Mensfelt.

Sie hätten die Konstruktion mit dem Schriftzug abmontiert, ihre Beute durch eine Lücke im Zaun geschafft und dort in einen Kleintransporter geladen, sagte ein Polizeisprecher. Die Spürhunde hätten an dieser Stelle die Witterung verloren. Museumswächter hätten am Morgen den Diebstahl bemerkt, sagte der Sprecher. Die Gedenkstätte handelte schnell: Inzwischen wurde eine Kopie der Original-Tafel angebracht.

 
Die zynische Aufschrift "Arbeit macht frei" gilt als ein Symbol des tragischen Schicksals der Millionen von Häftlingen. Die Tafel war etwa ein halbes Jahr nach der Gründung des Lagers im Juni 1940 auf deutschen Befehl von polnischen Häftlingen angefertigt worden.

In Polen löste der Diebstahl eine Welle der Empörung aus, Auschwitz-Überlebende zeigten sich schockiert. Der Präsident der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Israel, Avner Schalev, sprach von einem Anschlag auf die Erinnerung an die Judenvernichtung. Das Internationale Auschwitz Komitee forderte, das Konstruktionsteil müsse wieder gefunden und die Sicherheitsmaßnahmen an der Gedenkstätte müssten verstärkt werden.

Dieser "Akt des Vandalismus" sei ohne Beispiel, sagte der für den Schutz historischer Gedenkstätten zuständige polnische Minister Andrzej Przewoznik. Entrüstet zeigte sich Vize-Außenminister Andrzej Kremer. Für Hinweise, die zur Festnahme der Täter führen können, wurde eine Belohnung von 5000 Zloty (rund 1200 Euro) ausgesetzt.

Erste Häftlinge kamen 1941 nach Auschwitz

In Auschwitz und im zwei Jahre später gegründeten Vernichtungslager im benachbarten Birkenau ermordeten die deutschen Nationalsozialisten mehr als 1,1 Millionen Menschen. Die meisten der Opfer waren Juden aus dem von Deutschen besetzten Europa.

Wie in Auschwitz prangte die Parole "Arbeit macht frei" als Toraufschrift auch über anderen Konzentrationslagern. Sie geht auf den zynisch missbrauchten Titel eines 1873 veröffentlichten Romans des Schriftstellers und Sprachwissenschaftlers Lorenz Diefenbach zurück. Darin gelangt ein Spieler und Betrüger durch geregelte Arbeit auf den Pfad der Tugend zurück.

Am 27. April 1940 befahl der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, in der Stadt Oswiecim im besetzten Polen ein Konzentrationslager zu errichten. Knapp zwei Monate später wurden die ersten Häftlinge nach Auschwitz gebracht. Danach wurde die Lageranlage in einem früheren Kasernenkomplex immer weiter ausgebaut. Ende 1941 waren 11.500 Häftlinge und 11.000 sowjetische Kriegsgefangene eingesperrt. Seit September 1941 wurden Häftlinge mit dem Giftgas Zyklon B getötet.

Nach der Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942, auf der die "Endlösung der Judenfrage" beschlossen worden war, wurde Auschwitz zum zentralen Ort des industriellen Massenmordes. Sowjetische Truppen befreiten die überlebenden Häftlinge am 27. Januar 1945.